In der jüngsten Videokonferenz der Frauen Union Südbaden hat Friedlinde Gurr-Hirsch, MdL und Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, über das Thema „Zwischen Unternehmerin und Familienmanagerin – welche Perspektiven haben moderne Bäuerinnen im 21. Jahrhundert“ referiert. Die Bezirksvorsitzende der Frauen Union Südbaden, Helga Gund, freute sich über viele interessierte Teilnehmer unter anderem nahmen Kordula Kovac und Klaus Schüle, Vorsitzende des Agrarausschusses der CDU Südbaden und Rosa Karcher, Präsidentin des Landfrauenverbands Südbaden teil.
Deutlich wurde im Impulsvortrag von Friedlinde Gurr-Hirsch, wie sich das Leben der Frauen auf dem Land in den vergangenen 100 Jahren verändert hat und wie sich dadurch auch landwirtschaftliche Betriebe verändert haben. Zum Einstieg präsentierte die Staatssekretärin aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts der Landwirtschaftszählung 2020. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe insgesamt ist in den letzten zehn Jahren um zwölf Prozent gesunken. Der Anteil der ökologisch wirtschaftenden Betriebe hat sich fast verdoppelt. Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg erzielen ein kombiniertes Einkommen, leben also nicht ausschließlich von der Landwirtschaft. Die Entwicklung dieser diversifizierten Betriebe hat auch maßgeblich mit der Frauenförderung im ländlichen Raum zu tun. Gurr-Hirsch führt aus, dass über das Programm „Innovative Maßnahmen für Frauen im ländlichen Raum“ Frauen seit 2004 gezielt gefördert wurden, zum Beispiel durch Coachings- und Qualifizierungsmaßnahmen. Tolle Angebote haben sich etabliert: Ferienwohnungen, Reitunterricht, Pädagogik auf dem Bauernhof, Hofläden und Catering. Die Einnahmen aus diesen, meist von den Frauen gegründeten, Wirtschaftszweigen, tragen erheblich zum Gesamteinkommen der Höfe bei. Friedlinde Gurr-Hirsch skizziert auch schon den nächsten Entwicklungsschritt. „Wir wollen uns mit den Landfrauen dem Thema soziale Landwirtschaft zuwenden“. Hierbei gehe es um die Betreuung von Kindern, psychisch Kranken und älteren Menschen. Ein sehr schwieriges Feld, schildert die Staatssekretärin, aber es gebe sehr viele gut ausgebildete Frauen auf dem Land, dieses Potenzial könne man nutzen. In Österreich und Südtirol werden diese Modelle schon praktiziert. Auch die Digitalisierung ist für die Frauen auf dem Land sehr wichtig, wenn es um die Vermarktung der Produkte und Angebote geht. Rosa Karcher verweist hier auf das Engagement der Landfrauen. Eines steht für Friedlinde Gurr-Hirsch jedenfalls fest: „Ohne Frauen ist im ländlichen Raum kein Staat zu machen“. Dies sei auch das Ergebnis einer EU-Studie. Diese zeigt, wenn Frauen den ländlichen Raum verlassen, folgten ihnen auch die jungen Männer. Daher braucht es eine spezielle Politik, um Frauen im ländlichen Raum zu stärken. Die Präsidentin des Landfrauenverbands Südbaden, Rosa Karcher, gibt noch einen differenzierten Blick zu den Folgen von Corona für die Landwirtschaft. Während Direktvermarkter teilweise profitiert haben, spüren viele Betriebe auch die Folgen des Lockdowns der Gastronomie, gerade im Bereich der Fleischerzeugung. Jutta Zeisset, selbst Landfrau und CDU-Kandidatin für das Landtagsmandat im Wahlkreis Emmendingen, macht darauf aufmerksam, dass aktuell die diversifizierten Höfe durch das Raster der Corona-Hilfen fallen. Es sei ihr ein großes Anliegen, dass diese Betriebe, denen viele Einnahmen weggebrochen seien, auch unterstützt werden. Die Landtagsabgeordnete Marion Gentges (Kreis Lahr) ist sich der Problematik bewusst und verweist auf die neu aufgelegte Überbrückungshilfe 3 des Bundes. Zum Abschluss einer regen Diskussionsrunde mit der Staatssekretärin ruft Helga Gund, die Bezirksvorsitzende der Frauen Union Südbaden, die Landfrauen dazu auf, sich politisch zu betätigen und mitzugestalten.